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Und das soll`s jetzt gewesen sein?

Viele Frauen geraten zwischen 30 und 50 Jahren in eine Phase, in der sie ihr bisheriges Leben in Frage stellen und auf Sinnsuche gehen. Wie schaffen wir es wieder mehr Würze in den oft grauen Alltag zu bringen?

Sinnsuche
(Gettyimages / Maljuk)

Im Job sind die ersten Karrierestufen genommen, in Sachen Familie läuft alles rund, die Kinder sind aus dem Gröbsten raus, das Eigenheim bereits vorhanden und der Freundeskreis genauso etabliert wie man selbst. Da sollte man sich doch zufrieden zurücklehnen können – und genießen. Eigentlich. Wenn einen da nicht plötzlich immer wieder Zweifel überkommen würden: Und das soll’s jetzt gewesen sein? Wer sich dann dezent im Freundinnenkreis umhört, stellt fest: Viele treiben ähnliche Gedanken um und geraten zwischen 30 und 50 Jahren in eine Phase, in der sie ihr bisheriges Leben in Frage stellen und auf Sinnsuche gehen.

Feintuning reicht meist

Für die große Masse der Mid-Ager sind drastische Kurskorrekturen aber kein Thema, so Alternsforscher Hans-Werner Wahl. Meistens reichen bereits kleine Veränderungen. Trotzdem ist wichtig, Bilanz zu ziehen. „Selbst wenn man im Ergebnis wenig Anlass zu großen Umwälzungen finden sollte, ist es sinnvoll, diese unbequeme Phase des Zweifelns aktiv zu durchleben und sich den Fragen zu stellen“, rät der Psychologe Hans-Werner Wahl. So geht es schneller wieder aufwärts auf der Glücksgefühlkurve.

5 Ideen für neuen Schwung

Konnte es früher oft gar nicht verrückt genug sein, geht einem die Experimentierfreude im gesetzten Alter oft irgendwo zwischen Supermarkt und Elternabend flöten. Man macht, was man kennt, und mummelt sich träge in seiner Komfortzone ein. Höchste Zeit, den inneren Schweinehund mal wieder zu fordern. Dabei muss es gar nicht der ganz große Nervenkitzel sein, wie mit dem Rucksack gen Alaska zu ziehen. Ein bisschen schräg genügt schon, um aus einschläfernder Routine neue Erfahrungen zu machen.

Hier ein paar Ideen: Ein Wochenende im Wald nur mit dem Schlafsack verbringen. Eine Woche vegan leben oder nur mit 30 Euro bestreiten. Ein unbekanntes Viertel in der eigenen Stadt quasi als Tourist entdecken. Abgefahrene Veranstaltungen aus dem Kleinanzeigenteil besuchen. Ein völlig abwegiges Museum erkunden. Motto: Einfach ausprobieren.

Naheliegend ist natürlich, etwas zu lernen, was einem beruflich nützt und fit für die Zukunft hält. Aber gut für die Seele ist auch, sich etwas vorzuknöpfen, was man immer schon mal machen wollte, etwa Klavier spielen, Reiten lernen, Tango tanzen. Wer Lust hat, probiert auch mal etwas Abwegiges aus, etwa afrikanisches Trommeln, Origami oder Mangas zeichnen oder einen Vortrag über die Vogelwelt der Berge hören. Unter anderem Volkshochschulen bieten Kurse zu allen erdenklichen Themen.

Beliebt zur Weiterbildung sind MOOCS: Massive Open Online Courses bezeichnen Bildungsangebote, die immer mehr Hochschulen auf der ganzen Welt zum gratis Lernen ins Netz stellen. Die Teilnahme an den Videovorlesungen, Übungsgruppen und Foren, die von Wirtschaft über IT und Technik bis zur Architektur reichen, ist kostenlos. Manche Ausbildungen schließen mit einer optionalen Prüfung – für die dann einige Anbieter Geld nehmen. Bildungswillige beginnen ihre Recherche am Besten auf den diversen MOOC-Plattformen wie edx.org , oncampus.de , iversity.org oder imoox.at .

Viele Menschen schreiben gerne, malen, musizieren, drehen Kurzfilme oder fotografieren mit Hingabe. Die meisten zweifeln dabei aber an ihrer Begabung und beschränken ihre Passion verschämt aufs stille Kämmerlein. Dabei hätte man so viel mehr davon, wenn man seine Begeisterung mit anderen teilen würde. Das Internet macht es möglich. Dort muss man dann nicht mehr der rationale Manager sein, sondern ist einfach der passionierte Kurzgeschichtenschreiber, der seine Werke zur Diskussion stellt, Tipps und Ideen erhält. Egal ob man selber Geschichten, Bücher oder einen eigenen Blog publizieren will, als Hobbyfotograf seine Bilder mit anderen teilen will oder als Hobbymaler Gleichgesinnte sucht – auf den folgenden Seiten werden alle fündig.

www.kurzgeschichten.de

www.bookrix.de

www.wordpress.com

www.fotocommunity.de

www.kunstnet.de

Wer im Job nur einen Teil seines Könnens einbringen kann, sollte entweder an einer beruflichen Veränderung arbeiten – oder seine restlichen Talente in einem Nebenjob ausleben. Sei es, einen Abend in der Woche den Nachbarskindern Nachhilfe zu geben, am Wochenende den Stadtführer oder Tanzlehrer zu geben oder Selbstgemachtes über das Internet zu verkaufen.

Ziel: Einfach mal ein paar andere Hirn- und Körperregionen aktivieren und neue Erfahrungen machen. Der mögliche Zusatzverdienst ist dabei eher nicht von Bedeutung. Aber Achtung: Je nach Arbeitsvertrag muss der Chef der Hauptarbeitgeber über den Nebenjob zumindest informiert werden oder den Nebenerwerb genehmigen. Wenn keine Gefahr besteht, dass die Arbeitsleistung und die Erholungszeit unter dem Zweiterwerb leiden, muss der Chef grundsätzlich zustimmen.

US-Studien zeigen, dass Menschen jenseits der Lebensmitte das Bedürfnis entwickeln, ihr Wissen weiterzugeben. Und je mehr sie sich für nachfolgende Generationen einsetzen, desto wohler fühlen sie sich psychisch wie physisch. Warum also nicht dem Ruf der Natur folgen und sich in der Freizeit ein bisschen mehr für andere engagieren. Sei es als Stütze für Jugendliche, als helfende Hand bei den Obdachlosentafeln oder als Lesepate im Kindergarten oder im Seniorenheim. Viele Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern sogar freie Tage für ihr Engagement. Wer Ideen in seiner Nähe sucht, schaut im Internet am besten unter den Stichworten „Ehrenamtsbörse“ oder „Freiwilligenagentur“.


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