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Datum
12.04.2019

Kollege Roboter

Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Roboter verändern unsere Arbeitswelt. Welche Jobs gefährdet sind – und wo völlig neue Berufsfelder entstehen.

Kollege Roboter
(Getty Images/Andrey Popov)

Digitale Assistenten wie Alexa und Siri oder Saugroboter haben längst Einzug in viele deutsche Haushalte gehalten. Sie zeigen, welche enormen Fortschritte die künstliche Intelligenz (KI) macht. Doch das ist erst der Anfang: Automatisierung, KI und Roboter werden auch unsere Arbeitswelt in den kommenden Jahren auf den Kopf stellen – und viele Berufsbilder verändern. Computer und Roboter werden immer öfter menschliche Aufgaben im Job übernehmen.

Routineaufgaben erledigt die Maschine, Komplexes der Mensch

Im Wettstreit mit Kollege Roboter muss laut der jüngsten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zum Thema jeder vierte Beschäftigte in Deutschland damit rechnen, dass seine Tätigkeit durch KI ersetzt wird. Besonders gefährdet sind Routineaufgaben und Helferjobs, wie beispielsweise Küchen- und Reinigungskräfte, Mitarbeiter in der Lagerwirtschaft, aber auch Verkäufer und Mitarbeiter im Kundenservice, urteilt eine aktuelle OEDC-Studie. Selbst Steuererklärungen können vollautomatisch geprüft werden und in den Personalabteilungen sichten Computer die Bewerbungen für offene Stellen. Weniger betroffen sind dagegen Lehrkräfte, Erzieher und Mitarbeiter im Management.

Generell gilt: Je eher ein Job einen hohen Bildungsgrad oder soziale Intelligenz benötigt oder je komplexer das Arbeitsumfeld ist, desto weniger sinnvoll – und damit wahrscheinlich – ist eine Automatisierung.

Hier entstehen neue Chancen

Auf der anderen Seite erwarten Experten, dass auch zahlreiche neue Berufsfelder auftauchen und rasant wachsen werden. Erste Beispiele sind die noch jungen Berufe „App-Entwickler“ und „UI/UX-Designer“. Auch neue Ausbildungsberufe wie etwa ein „Fachinformatiker für KI-Systeme“ sind denkbar. Die KI-Systeme und Roboter müssen schließlich nicht nur entwickelt, programmiert und trainiert, sondern auch gebaut, gewartet, betrieben und überwacht.

Zukunftspotenzial bietet auch der Bereich Virtuelle Realität (VR): Künftig werden VR-Experten nicht nur immer neue Brillen entwickeln, sondern auch virtuelle Räume erschaffen, um dort etwa Schulungen, Meetings, Kongresse oder sogar Messen abzuhalten. Andere Berufsbilder wie Architekt, Maschinenbauer und Konstrukteur werden sich wandeln – durch den 3D-Druck.

Wesentlich mehr Aufgaben bekommen künftig auch Maschinenethiker, wie Oliver Bendel.

Über die Moral von Maschinen

Interview mit Oliver Bendel, Professor für Wirtschaftsinformatik und Maschinenethik an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Was macht ein Maschinenethiker?

Wir fragen nach der Moral von Maschinen – und versuchen bestimmte Aspekte der menschlichen Moral auf autonome Maschinen mit künstlicher Intelligenz (KI) zu übertragen. Roboter sollen beispielsweise Regeln lernen, durch die sie sich moralisch adäquat verhalten.

Können Sie Beispiele nennen?

Ethisch relevante Situationen ergeben bei selbstfahrenden Autos. Wenn die Bremsen versagen, könnte das Auto die Zahl der potenziellen Unfallopfer bei dem jeweiligen Ausweichmanöver ausrechnen oder es achtet zusätzlich auf Geschlecht, Alter oder Ethnie. Ich würde als Maschinenethiker davon abraten, solche Autos zu bauen, die über Leben und Tod von Menschen in Unfallsituationen entscheiden können.

Wie ist es mit dem Einsatz von Robotern in der Pflege?

Es gibt einige interessante Prototypen. Robear etwa hebt Patienten vom Bett in den Rollstuhl. Dabei muss ihm aber eine Pflegekraft helfen. Er wird derzeit zwar nicht weiterentwickelt. In Zukunft kann man mit solchen Robotern das Pflegepersonal jedoch ein Stück weit entlasten. Da da ist man erst am Anfang.

Die Skepsis gegenüber Robotern ist nach wie vor groß, zeigen Umfragen. Woran liegt das?

Viele Menschen, die Angst vor Robotern haben, sind ihnen im Alltag noch nicht begegnet. Wer bereits in der Produktion mit ihnen zusammenarbeitet und merkt, dass abends das Handgelenk oder der Rücken nicht mehr schmerzt, weil die Maschine körperlich schwere Tätigkeiten übernommen hat, sieht den Mehrwert. Und damit wächst die Akzeptanz. Bei Pflegerobotern sind oft vor allem die Angehörigen kritisch. Die Patienten selber sind viel offener, weil sie schnell merken, dass ihnen der Roboter auch ein Stück Unabhängigkeit schenken kann.

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