Sie haben bei der ersten Staffel der Reihe „Ewige Helden“ des TV-Senders Vox mitgemacht und den ersten Platz belegt.
Ja genau – endlich mal gewonnen! (lacht).
Was war Ihre Motivation – wollten Sie es noch einmal wissen als Sportler?
Ich finde Wettkampf einfach toll. Speziell an dem TV-Format hat mich gereizt, dass ich mich mit Sportlern aus anderen Bereichen in Disziplinen messen musste, die uns allen fremd waren. Die Neugierde, der Wettkampf, das Zusammenleben mit anderen Sportlern – das Gesamtpaket hat mich motiviert. Eigentlich war es wie eine Spielwiese für große Jungs.
Aber die Wettkämpfe waren auch ganz schön kräftezehrend. Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich habe zehn Wochen vor Aufzeichnungsbeginn die Anfrage erhalten. Und direkt danach bin ich rausgegangen und habe mit dem Training begonnen. Fünfmal die Woche. Nach zehn Wochen war ich so fit wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Was hat Sie am meisten gefordert, als Sie nach so langer Zeit noch einmal in so eine intensive Wettkampfsituation eingetreten sind?
Der Nervenkitzel. Der hat mich am Anfang sogar überfordert. Die täglichen Adrenalinspritzen haben ganz schön Substanz gekostet.
Ein Blick hinter die Kulissen – wie viel war Sport und wie viel Show?
Bei den Wettkämpfen war nichts gestellt. Es war auch nichts vom Sender vorgegeben, etwa wie in einem Drehbuch. Ab und an haben wir allenfalls mal ein Stichwort erhalten, über das wir reden sollten – einfach, um bestimmte Sachen sportlich einzuordnen.
Ein Blick zurück: 1996 wurden Sie bei den olympischen Spielen in Atlanta Zweiter im Zehnkampf. Vier Jahre und viel hartes Training später konnten Sie in Sydney verletzungsbedingt das große Ziel Goldmedaille nicht erreichen…
… sondern ich wurde nur siebter. Richtig. Das war hart. Wer mit dem Vorhaben zu gewinnen zu den olympischen Spielen fährt, kann mit Platz 7 nicht zufrieden sein. Ich hatte kurz vor den Spielen einen Ermüdungsbruch am rechten Fuß. Und ich war mental nicht in der Verfassung wie vier Jahre zuvor. Ich hatte nicht mehr diese Leichtigkeit, sondern eher Verlustängste. Was passiert, wenn es nicht klappt mit der Goldmedaille? Das war der Anfang vom Ende.
Beschäftigt so was immer noch nach 17 Jahren?
Ich habe mich oft gefragt, was wäre gewesen, wenn. Vermutlich wäre ich einfach zwei Wochen lang ein sehr viel glücklicher Mensch gewesen. Aber all die Fragen, die einen im Leben wirklich beschäftigen, wären in der Form ja auch mit Olympiasieg aufgetaucht. So oder so hätte ich zum Beispiel entscheiden müssen, was ich machen will, wenn der Körper nicht mehr so fit ist. Das rückt die Prioritäten etwas zurecht. Aber dennoch kann ich nicht leugnen, eigentlich lieber Sieger geworden zu sein. Ganz tief ist da schon was, das mich immer noch ein bisschen beschäftigt.
Der Titel Ihrer Autobiografie lautet „Aufgeben gilt nicht“: Wie motivieren Sie sich, immer weiterzumachen?
Als Zehnkämpfer wusste ich: Ich habe ein unglaubliches Talent – und das will ich zeigen. Aber mit 35 Jahren ist der Zug abgefahren. Daher muss ich alles, was ich erreichen will, bis zu diesem Alter schaffen. Gab es Rückschläge, konnte ich daher nicht einfach mal pausieren, sondern musste weitermachen. Im Wettkampf wollte ich einfach abends im Bett sagen können: Mehr konntest Du heute nicht machen. Generell bereite ich mich sehr akribisch vor und arbeite gerne Strategien aus. So gehe ich auch an Aufgaben außerhalb des Sports heran.
Sie sind mittlerweile unter anderem Co-Kommentator beim Fernsehen, Vortragsredner und Sportlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Präventivmedizin. Alles wirkt sehr zielgerichtet.
Ist aber nicht so. Ein Karriereberater würde vermutlich sagen, Herr Busemann, Sie sind ein Vollchaot. Ich habe zwar immer eine gewisse Vorstellung davon, wo es hingehen könnte. Aber wenn sich Chancen bieten, nehme ich die gerne wahr – wie die Anfrage des WDR, das Redaktionsteam zu olympischen Spielen und Weltmeisterschaften zu begleiten. Ich habe einfach viel ausprobieren dürfen und an jeder einzelnen Aufgabe großen Spaß. Das ist Glück.
Was antworten Sie denn heute auf die Frage: Herr Busemann, was machen Sie beruflich?
Wahrscheinlich: Ich bin Mehrkämpfer.
Kurzvita: Frank Busemann nahm bereits mit 18 Jahren an internationalen Leichtathletik-Wettkämpfen teil. Sein größter Erfolg war die Silbermedaille im Zehnkampf bei den olympischen Spielen 1996. Seit dem Ende seiner Karriere im Leistungssport ist er unter anderem als Co-Kommentator bei der Übertragung von Leichtathletik-Wettkämpfen aktiv und bietet Vorträge, Seminare und Projektarbeiten für Unternehmen an. 2016 nahm er mit neun anderen ehemaligen Weltklassesportlern an der mehrteiligen Fernsehshow „Ewige Helden“ teil. |