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Datum
01.10.2024

Mietkauf: Eine gute Alternative zum klassischen Hauskauf?

Eine Alternative zur klassischen Immobilienfinanzierung ist der Mietkauf. Bei dieser Option wohnen Sie erst zur Miete und kaufen das Objekt zu einem späteren Zeitpunkt zu bereits festgelegen Konditionen. Erfahren Sie in diesem Artikel alles Wissenswerte zum Mietkauf und den Vor- und Nachteilen.

Paar bei Wohnungsbesichtigung
(GettyImages/sturti)

Das Wichtigste in Kürze

  • Erst mieten, später kaufen – ein Mietkauf ist die Anmietung einer Immobilie mit einer späteren Kaufoption.
  • Dabei wird eine Wohnung oder ein Haus durch monatliche Mieten und einen bereits vorher festgelegten Restwert abbezahlt.
  • Weitere Kosten wie eine Anzahlung von rund 20 Prozent des Kaufpreises, Notarkosten, Grunderwerbssteuer und Nebenkosten fallen beim Mietkauf an.
  • Aufgrund von überhöhten Preisen und versteckten Kosten ist ein Mietkauf oft teurer als eine klassische Baufinanzierung.

Kurz erklärt: Was ist Mietkauf?

Ein Mietkauf beschreibt die Anmietung einer Immobilie mit späterer Kaufoption. Das Objekt wird entweder durch die Miete oder in Verbindung mit einer im Vorfeld vereinbaren Restsumme bis zu einer bestimmten Frist abbezahlt. Erst bei vollständiger Zahlung ist der Käufer Eigentümer der Immobilie, davor lediglich Mieter. Ein Mietkauf ist eine Alternative zum Immobilienkauf, bei der kein Eigenkapital und Bankdarlehen erforderlich sind.

Es gibt zwei verschiedene Modelle von Mietkauf:

1. Klassischer Mietkauf: Beim klassischen Mietkauf ist der Mieter verpflichtet, die Immobilie zu kaufen. Der Kauf erfolgt über die monatliche Mietzahlung abzüglich des Mietzinses über einen bestimmten Zeitraum. Nach Ende der Laufzeit ist die Restsumme fällig.

2. Optionskauf: Bei einem Optionskauf kann der potenzielle Käufer sich bis zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt für oder gegen den Kauf der Immobilie entscheiden. Zur Absicherung für Mieter und Vermieter bzw. Käufer und Verkäufer wird das Optionsrecht im Grundbuch eingetragen. Im Gegensatz zum klassischen Mietkauf sind beim Optionskauf längere Laufzeiten und höhere Mieten üblich. In den meisten Fällen wird ein Optionskauf von Genossenschaften angeboten.

Wichtig zu wissen: Ein Mietkauf kann oft teurer sein als der Kauf einer Immobilie. Oftmals werden Objekte zu überteuerten Preisen angeboten. Hinzu kommen nicht selten versteckte Kosten, sodass Sie am Ende für den Mietkauf mehr bezahlen als für den Erwerb von Wohnung oder Haus über eine klassische Baufinanzierung.

Wie funktioniert ein Mietkauf?

Der Ablauf eines Mietkaufs ist in der Regel wie folgt:

Zuerst einigen sich beide Parteien auf den Kaufpreis des Objekts und die anfallende monatliche Miete. Anschließend schließen sie einen sogenannten Mietkaufvertrag miteinander ab.

Von der Monatsmiete zieht der Verkäufer einen Mietzins ab, der Restbetrag wird mit dem Immobilienkauf fällig. Alternativ können sich Käufer und Verkäufer vertraglich darauf einigen, dass die gesamte Monatsmiete auf den Kaufpreis angerechnet wird.

Eine Anzahlung von rund 20 Prozent des Kaufpreises ist üblich. Zuzüglich zu Miete und Restbetrag fallen Notarkosten an, da ein Mietkaufvertrag notariell beglaubigt werden muss.

Nach Ende der Mietzeit kann der Mieter die Immobilie zu dem bereits festgelegten Restbetrag kaufen. Wurde keine Restsumme vereinbart, erfolgt die Abbezahlung des Objekts über eine längere Mietlaufzeit oder höhere Mieten.

Der Käufer bleibt bis zum Ende der Mietdauer einfacher Mieter. Erst nach Ablauf der Mietzeit und Zahlung der Restsumme des Kaufbetrags gehört die Immobilie dem Käufer.

Die Laufzeit eines Mietkaufs können Käufer und Verkäufer individuell vereinbaren. In der Regel liegt die durchschnittliche Vertragslaufzeit bei einem klassischen Mietkauf zwischen 10 und 20 Jahren. Bei einem Optionskauf kann die Laufzeit bis zu 30 Jahre betragen.

Für wen lohnt sich ein Mietkauf einer Immobilie?

Der Mietkauf ist eine mögliche Alternative, wenn Sie vom Eigenheim träumen, aber kein oder wenig Eigenkapital besitzen und auf Bankdarlehen verzichten wollen. Auch wenn Sie unsicher sind, ob Sie ein eigenes Haus erwerben wollen, ist der Mietkauf eine Möglichkeit, um ein Eigenheim „zu testen“.

Für folgende Gruppen kann sich ein Mietkauf lohnen:

  • Personen ohne oder mit wenig Eigenkapital: Sie haben kein großes finanzielles Polster und bekommen keinen Bankkredit? In diesem Fall kann ein Mietkauf eine Option sein. ABER: Bedenken Sie, dass die Restsumme zu einem bestimmten Stichtag fällig ist. Prüfen Sie daher vor dem Mietkauf, ob Sie die Kosten tragen können.
  • Unter Familienmitgliedern: Haben Sie die Chance, von Ihren Großeltern ein Haus zu kaufen? Ein Mietkauf innerhalb der Familie kann sich für beide Parteien lohnen. Mit der monatlichen Miete haben die Großeltern ein geregeltes Einkommen und Sie können ohne Eigenkapital ein Haus kaufen und sofort nutzen.
  • Selbstständige und Freiberufler: Mit schwankendem Einkommen sind höhere Kredite bei der Bank schwieriger zu bekommen. Die Option erst mieten, später kaufen lohnt sich daher auch für all jene, die freiberuflich sind und einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen.

Ein Tipp: Bei einem Mietkauf unter Familienmitgliedern muss ein sogenannter Angehörigenvertrag geschlossen werden. Das Finanzamt durchleuchtet Angehörigenverträge oftmals genauer, sodass wir ein Gespräch bei einem erfahrenen Steuer- oder Finanzberater empfehlen.

Was sind die Vor- und Nachteile eines Mietkaufs?

Der Kauf von Haus oder Wohnung mit wenig Eigenkapital und ohne Bankdarlehen mag sich im ersten Moment attraktiv anhören. Doch mit Ende der Mietlaufzeit muss der Restbetrag gezahlt werden. Zudem kann ein Mietkauf höhere Kosten verursachen als ein klassischer Immobilienkauf.

Für einen besseren Überblick haben wir nachfolgend alle Vor- und Nachteile vom Mietkauf für Sie zusammengefasst:

Mietkauf – die Vorteile:

  • Immobilienkauf mit wenig Eigenkapital
  • kein Bankkredit erforderlich
  • Wohnungs- oder Hauskauf mit geringem oder schwankendem Einkommen
  • nicht an Bauzinsen gebunden
  • keine plötzlichen Mieterhöhungen
  • Immobiliennutzung schon vor dem Kauf möglich
  • übertragbarer Mietkaufvertrag, sofern vertraglich vereinbart

Mietkauf – die Nachteile:

  • Mietzins zur monatlichen Miete
  • Miete oftmals höher verglichen mit dem örtlichen Mietspiegel
  • kleine Objektauswahl und häufig „schwer verkäufliche“ Immobilien
  • Rücktritt vom Mietkauf nur mit Vertragsklausel möglich
  • keine Rückzahlung der Miete bei Vertragskündigung
  • benötigte Rücklagen für Anzahlung, Notarkosten, Restsumme und Instandhaltung
  • Sanierungskosten sind selbst zu tragen
  • kein Mitspracherecht bei Baumaßnahmen
  • kein Eigentum bis zur vollständigen Abzahlung der Restsumme
  • meist keine staatlichen Förderungen beim Mietkauf
  • notarielle Beglaubigung des Mietkaufvertrags zwecks Rechtssicherheit erforderlich

Ob sich ein Mietkauf für Sie lohnt, sollten Sie daher im Vorfeld genau abwägen.

Gut zu wissen: Ein Rücktritt vom Mietkauf ist grundsätzlich nicht möglich. Ausnahme: Der Mietvertrag enthält eine Rücktrittsklausel. Sofern keine entsprechende Klausel vertraglich vereinbart wurde, hängt es von der Kulanz des Verkäufers ab, ob Sie vom Mietkauf zurücktreten können und die Mietzahlungen erstattet bekommen.

Fazit: Meist höhere Kosten als klassische Baufinanzierung

Ein Mietkauf ist eine Alternative zum Immobilienkauf ohne Eigenkapital und Bankkredit. Doch Vorsicht: Das kann teurer sein als eine klassische Baufinanzierung. Ob sich die Option lohnt, hängt von verschiedenen Kriterien wie Einkommen und Alter ab. Bedenken Sie, dass nach Ende der Mietlaufzeit die Restsumme des Kaufpreises für die Immobilie fällig ist. Bevor Sie sich für dieses Vorgehen entscheiden, sollten Sie alle Vor- und Nachteile abwägen und sich ausführlich beraten lassen. Sprechen Sie mit Ihrem MLP Berater bzw. Ihrer MLP Beraterin.

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