Fernwärme: Vor- und Nachteile

• Fernwärme wird durch Rohrleitungen in das Gebäude geleitet. Bei der Nutzung von Fernwärme ist keine eigene Heizanlage erforderlich, zudem entfällt der Kauf und die Lagerung von Brennstoffen.
• Ein Anbieterwechsel bei Fernwärme ist nicht möglich, da jeder Dienstleister ein lokales Monopol hat. Zusätzlich besteht eine lange Vertragslaufzeit.

Fernwärme ist eine Art des Heizens, bei der die Wärme aus Heizkraftwerken oder Blockheizkraftwerken durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) kommt und als Warmwasser oder Raumwärme durch isolierte Rohre in der Erde direkt in das Gebäude geleitet wird. Nahezu jede Energiequelle kann für Fernwärme zum Einsatz kommen. Die Wärme stammt häufig aus der Energiegewinnung fossiler Brennstoffe. Aber auch aus Müll, nicht recyclebaren Lebensmittelabfällen und zunehmend aus erneuerbaren Energien wird die Wärme gewonnen. Auch Abwärme über Kraftwerke aus industriellen Prozessen dient als Fernwärme.

Grundsätzlich ist ein Wechsel auf Fernwärme möglich, allerdings gibt es einige Besonderheiten zu beachten.

1. Während bei anderen Heizsystemen wie Öl- und Gasheizungen oder Wärmepumpen ein Anbieterwechsel unkompliziert ist, ist die Kundschaft, die mit Fernwärme heizt von einem Anbieter abhängig. Denn jeder Fernwärmedienstleister hat ein lokales Monopol. Sprich: Der Wärmelieferant kann also nicht gewechselt werden.
2. Weiterhin gibt es in einigen Kommunen für Grundstücke und Gebäude einen sogenannten Anschluss- und Benutzerzwang. Eigentümer sind dazu gezwungen, mit Fernwärme zu heizen. Jedoch besteht in den meisten Kommunen die Möglichkeit, auch alternative Heizsysteme mit erneuerbaren Energiequellen zu nutzen.

Zusätzlich gelten rechtliche Vertragsbestimmungen bei der Nutzung von Fernwärme:

• In der Regel müssen Verträge mit Fernwärmeunternehmen für bis zu zehn Jahre abgeschlossen werden. Während der Vertragslaufzeit können Sie den Grundpreis einmal jährlich anpassen, sodass die bereitgestellte Wärmemenge reduziert wird.
• Eine Kündigung der Fernwärme ist mit einer Frist von zwei Monaten bei einem Wechsel auf erneuerbare Energien möglich.
• Wollen Sie auf Fernwärme wechseln, fallen einmalige Umstellungskosten für die Entsorgung der alten Heizanlage, den Einbau der Fernwärmeübergabestation und für den Anschluss an das Fernwärmenetz an. Zusätzlich erfolgt die Einstellung der Wärmeverteilung im Gebäude durch einen Fachmann – auch das kostet Geld.

Gut zu wissen: Es gibt Fördermittel für einen Wechsel auf Fernwärme. Der KfW-Zuschuss kann für den Anschluss an ein Wärmenetz beantragt werden und beträgt 30 Prozent der förderfähigen Kosten. Außerdem gibt es einen Klimageschwindigkeits-Bonus von 20 Prozent (nur für Eigentümer einer selbstgenutzten Wohneinheit).

Gefördert werden:

• Wärmeverteilung nur auf dem Grundstück des angeschlossenen Gebäudes
• Steuer-, Mess- und Regelungstechnik
• Wärmeübergabestationen

Manchmal übernehmen auch die Stadtwerke oder Kommunen selbst eine Förderung. Diese ist allerdings individuell.

Spielen Sie mit dem Gedanken, auf Fernwärme zu wechseln, sollten Sie sich vorab darüber im Klaren werden, was für und was gegen die Art des Heizens spricht.

Vorteile vom Heizen mit Fernwärme:

• keine eigene Heizanlage erforderlich
• kein Kauf oder keine Lagerung von Brennstoffen
• klimafreundliche Wärmenutzung durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und erneuerbare Energien
• niedrige Wartungskosten
• kein Schornsteinfeger nötig
• einfache Bedienung
• kein Heizungswechsel erforderlich
• mögliche Förderungen beim Wechsel auf Fernwärme

Nachteile von Fernwärme:

• Fernwärme ist nicht kombinierbar mit anderen Systemen wie beispielsweise Brennwerttherme
• der Wechsel des Fernwärmedienstleisters ist nicht möglich
• der Vertragsabschluss mit dem Anbieter muss meist für zehn Jahre erfolgen
• ein Wechsel auf ein anderes Heizsystem ist nicht so einfach möglich
• Fernwärme ist nur dort rentabel, wo viele Verbrauchende innerhalb eines geringen Radius Gebrauch von Fernwärme machen

Je nach Anbieter können die Kosten für Fernwärme unterschiedlich ausfallen. Im Durchschnitt zahlen Fernwärmekunden einen Preis von 16 Cent pro Kilowattstunde, der anteilsmäßige Grundpreis ist bereits enthalten.

Die Kosten für Fernwärme setzen sich aus folgenden Positionen zusammen:

• fixer Grundpreis oder Leistungspreis pro Kilowatt pro Jahr (inklusive anteiliger Kosten für Netz und Kraftwerk)
• Arbeitspreis als Cent/Kilowatt (tatsächlicher Wärmeverbrauch)

Der Grundpreis beinhaltet rund 25 Prozent der Gesamtkosten, 75 Prozent machen den Arbeitspreis von Fernwärme aus.

Sie profitieren vor allem, wenn in Ihrem Umkreis viele Gebäude an das Netz angeschlossen sind. Für den Bau der Anlagen und die Verlegung der Netze fallen oftmals hohe Kosten an. Außerdem gibt es pro Meter Netz eine Mindestabnahmemenge.

Auch ein bestimmter Energieverbrauch des Gebäudes sollte vorhanden sein, wenn Sie Fernwärme nutzen und Geld beim Heizen sparen wollen. Denn der Grundpreis von Fernwärme beinhaltet auch die anteiligen Kosten für das Kraftwerk und die Wärmenetze.

Um herauszufinden, ob sich Fernwärme für Sie lohnt, sollten Sie alle anfallenden Kosten auflisten und vergleichen. Dazu gehören auch Kosten für die Anschaffung der Heizanlage, Wartung und Schornsteinfeger.

Das Heizen mit Fernwärme gilt als klimaschonend und komfortabel, da die Wärmenutzung durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und über erneuerbare Energien erfolgt. Zudem benötigen Sie keinen Heizkessel und müssen keine Brennstoffe kaufen und lagern. Doch bei der Nutzung von Fernwärme sind Sie an einen Anbieter und eine lange Vertragslaufzeit gebunden. Zudem lohnt sich das Heizen mit Fernwärme oft nur, wenn viele Nutzende an das Fernwärmenetzwerk angeschlossen sind. Prüfen Sie daher genau, ob sich der Wechsel auf Fernwärme für Sie lohnt. Falls ja, haben Sie unter Umständen Anspruch auf Fördermittel für den Wechsel auf Fernwärme.