Einfach mal eine Auszeit vom Job nehmen – das wünscht sich fast jeder zweite Deutsche, wie die Sabbatical-Studie des Meinungsforschungsinstituts Fittkau & Maaß ergeben hat. Hauptgründe sind: der Wunsch zu reisen, mehr Zeit für sich und seine Interessen zu haben und neue Perspektiven zu gewinnen. Jeder zehnte möchte die Zeit für eine berufliche Weiterbildung nutzen, um die Karriere zu fördern. Für Buchautor Wolf Küper („Eine Millionen Minuten“) stand mehr Zeit für seine Familie im Vordergrund – unter anderem für seine behinderte Tochter. Der erfolgreiche Tropenforscher und Klimaexperte hängte kurzerhand seinen Job bei den Vereinten Nationen an den Nagel und reiste mit Frau und den beiden Kindern um die Welt: Thailand, Australien, Neuseeland. „Meine Tochter wünschte sich von mir eine Millionen Minuten – nur für die ganz schönen Sachen. Und ich habe es mit meiner Frau tatsächlich gewagt, ihr und uns diesen Wunsch zu erfüllen“, erinnert sich der Jobpausierer. Sein Fazit: „Wir haben uns verändert, jeder für sich und alle gemeinsam. Wir sind in der Zeit mehr Familie geworden, als ich mir jemals hätte vorstellen können.“
Eine Million Minuten. Das sind 694 Tage, also etwa zwei Jahre. So lange muss es für die meisten Deutschen gar nicht sein – für das Gros wäre eine Pause zwischen drei und sechs Monaten ideal. Dennoch muss auch diese Zeit finanziert werden. Für eine Auszeit opfern die Deutschen gerne ihre Ersparnisse: Drei von vier Deutschen planen zumindest teilweise ihre Rücklagen mit ein. Jeder fünfte hat vor, auch während einer Auslandsreise zu jobben oder freiberuflich zu arbeiten. Weitere potenzielle Einnahmequellen: Das Eigenheim untervermieten oder einen Kredit aufnehmen. Und so hat es Wolf Küper gemacht. „Für die Anschaffung eines Mittelklassewagens ist es ganz normal 35.000 Euro und mehr bei der Bank zu leihen, aber für Zeit mit meinen Kindern und meiner Frau? Wir haben uns einfach kein neues Auto gekauft und kein Carport gebaut“, sagt er.
Viele Unternehmen unterstützen ein Sabbatical ihrer Mitarbeiter durch entsprechende Arbeitszeitmodelle. So können Arbeitnehmer beispielsweise auf Zeitwertkonten bezahlte Überstunden, Boni, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie einen Teil des Gehalts sammeln, um während der mehrmonatigen Jobauszeit trotzdem ihr reguläres (oder nur leicht gekürztes) Gehalt weiter zu beziehen. Die Alternative ist unbezahlter Urlaub, bei dem das Beschäftigungsverhältnis ruht und kein Anspruch auf Gehalt besteht.