Solardach-Pflicht als Teil des Klimaschutz-Sofortprogramms
Der Entwurf eines neuen Klimaschutz-Sofortprogrammes für das Jahr 2022 sorgt für Zündstoff. Die Bundesregierung schlägt darin vor, Solardächer für Neubauten zur Pflicht zu machen. Dächer von bereits vorhandenen Häusern können ebenso betroffen sein: Die Solardach-Pflicht umfasst voraussichtlich auch umfangreiche Dachsanierungen.
Durch die Änderung wären Bauherren künftig nicht mehr freigestellt, ob sie die zusätzliche Energie-Gewinnung durch ein Solardach nutzen möchten. Eine finale Entscheidung steht jedoch noch aus [Stand: Juli 2021].
Solardach-Pflicht besteht zumindest teilweise bereits
Die Solardach-Pflicht mag für viele Bürger noch etwas befremdlich klingen, ist aber in einigen Bereichen Deutschlands bereits Alltag. So besteht sie in der baden-württembergischen Stadt Waiblingen schon seit 2006. Der Ort ist Vorreiter der besonderen Pflicht. Hier gilt, dass mindestens die Hälfte der Dachfläche solar genutzt werden muss, sofern sich diese (z.B. durch die Ausrichtung in Richtung Süden) dafür eignet. Auch in Tübingen sind ähnliche Regelungen bekannt.
Ab 2023 sollen zudem Hamburg und Berlin teilweise von der Richtlinie betroffen sein. In Berlin fallen beispielsweise Neubauten ab einer Nutzfläche von 50 Quadratmetern unter das neue Gesetz.
Kosten und Förderungen für Solardächer
Setzt sich der Entwurf durch, besteht für Bauherren immerhin die Wahl zwischen einer Photovoltaik- und einer Solarthermie-Anlage. Erstere umschreibt die Stromgewinnung durch das Sonnenlicht, letztere soll durch Sonnenenergie die Heizanlage im Haus unterstützen. Eine Photovoltaik-Anlage ist in der Regel kostenintensiver. Je nachdem, wie groß die Photovoltaik-Anlage ausfällt, bewegen sich die Kosten zwischen 7.000 Euro und 20.000 Euro. Die Solarthermie-Anlage schlägt mit Preisen zwischen 3.000 Euro und 12.000 Euro zu Buche.
Die Kosten sollen sich durch Einsparungen der Strom- oder Heizkosten zwar rasch lohnen, bedeuten jedoch trotzdem erst einmal einen finanziellen Mehraufwand für Häuslebauer. Um diesen auszugleichen, gibt es regionale Förderungen in einzelnen Kommunen oder Bundesländern. Solarthermie-Anlagen werden zudem als Einzelmaßnahme der Bundesförderung für effiziente Gebäude unterstützt.
Wärmedämmung ebenfalls wichtiges Thema des Sofortprogramms
Generell sollen die Voraussetzungen für die Genehmigung von Neubauten durch das Klimaschutz-Sofortprogramm in verschiedenen Aspekten verschärft werden – und das nicht nur durch die geplante Solardach-Pflicht. Im Fokus stehen zum Beispiel Richtlinien für die Wärmedämmung.
So müssen Neubauten ab 2023 den Energie-Standard EH-55 erfüllen, ab 2025 sogar den Energie-Standard EH-40. Das bedeutet, dass nur noch maximal 55 Prozent (ab 2023) oder 40 Prozent (ab 2025) des Energieverbrauchs eines Standardhauses möglich sind.
Fazit: Mehr Klimaschutz, aber höhere Kosten durch Solardach-Pflicht
Zugunsten des Umweltschutzes könnte eine Solardach-Pflicht kommen und grundsätzlich auch sinnvoll sein. Allerdings würde sie Mehrkosten für Bauherren mit sich bringen, die nur durch wenige Förderprogramme unterstützt werden. Es bleibt abzuwarten, wie die finale Entscheidung hinsichtlich des Klimaschutz-Sofortprogrammes aussieht.