Nicht ganz. Der Demografie-Check besteht aus 24 Fragen, mit denen neue Gesetzesvorhaben nach ihren Auswirkungen auf künftige Generationen abgeklopft werden sollen. Wird dabei eine der Fragen mit „ja“ beantwortet, sollten die beteiligten Ressorts das Gesetz nochmals prüfen. Das bedeutet konkret: Bei der Rente mit 63 und der Mütterrente hätte dies sicherlich geschehen müssen. Dies gilt besonders für diese Fragen: „Führt das Vorhaben zu finanziellen Belastungen für künftige Generationen?“, „Sind durch das Vorhaben Auswirkungen auf eine Kultur des längeren Arbeitens zu erwarten?“ und „Hat das Vorhaben Auswirkungen auf die Sicherung der Fachkräftebasis?“. Hier dürfte in allen drei Fällen die Wirkung der Rentenreform negativ für künftige Generationen ausfallen.
Im Vergleich zur heutigen Rentnergeneration dürften sich die 30-Jährigen über einen deutlich längeren Ruhestand freuen – trotz Erhöhung des Renteneintrittsalters. Denn der Anstieg der Lebenserwartung scheint sich bisher kaum zu verlangsamen – und es sieht danach aus, dass es vor allem gesunde Lebensjahre sind, die hinzukommen. Die Aussicht auf ein langes und gesundes Leben ist sicherlich das größte Geschenk des demografischen Wandels. Jedoch werden sich die heute 30-Jährigen auch mit dem Gedanken abfinden müssen, dass sie zwar länger arbeiten werden, aber – gemessen an ihrem Arbeitseinkommen im Erwerbsleben – später eine geringere gesetzliche Rente erhalten. Denn Erwerbstätigen stehen künftig immer mehr Rentnern mit zugleich zunehmender Lebenserwartung gegenüber, was die sozialen, umlagefinanzierten Sicherungssysteme weiter belastet.
Politische Entscheider neigen dazu, stärker die gegenwärtigen als die zukünftigen Auswirkungen ihres Handelns zu berücksichtigen. Besonders deutlich wird dies vor Wahlen, bei denen die Interessen der aktuellen Wählerschaft im Mittelpunkt stehen. Zunehmend sind es dabei ältere Bürger, die über den Wahlausgang entscheiden. Parteien erhoffen sich dann mit Vorhaben wie der Rente mit 63 oder der Mütterrente, ihre Stimmen sichern zu können. Wichtiger wäre jedoch, dass politische Entscheidungsträger stärker vermitteln, warum gerade eine älter werdende Gesellschaft in eine gute Familienpolitik und in Bildung für jüngere Generationen investieren muss. Auch wenn dies zunächst einmal Kosten verursacht, zahlt es sich langfristig aus – für Jung und Alt. Denn je produktiver künftige Erwerbsgenerationen sind, desto mehr gibt es zu verteilen, auch zwischen den Generationen.